31.08.2012

Experiment 2: Muscadine Wine aus Louisiana


Nach dem Recanati Reserve Sauvignon Blanc (klick) aus Israel gleich noch ein Weißweinexperiment. Diesmal wurde ein wirklicher Exot verkostet, von "übern Teich"...

Amatos Louisiana Native Winery "Muscadine Wine" Ein Reisegeschenk aus New Orleans, ein Wein aus Louisiana. Solchen Sachen sollte man immer aufgeschlossen gegenüberstehen. Neugierde ziert den wahren Weinfreund. Außerdem ist das kein Gewächs aus einem Massenbetrieb. In Henry Amatos Winery geht es bodenständig zu, es werden auch aus Erd- und Blaubeeren Fruchtweine produziert. Auch machen sie da Käse und Würste. Eine im Netz kursiernde Geschichte ist Henrys zufällige Entdeckung einer mysteriös-unbekannten Rebsorte auf seinem Land, der er den schönen Namen La-Sarachannah gab...
Nun, wie auch immer, im Garten hier in Bochum war geöffnet der "Muscadine Wine", immerhin aus richtigen Trauben gepresst. Allerdings unterscheidet sich die American Muscadine ampelographisch und auch aromatisch durchaus von dem, was wir üblicherweise von Vitis Vinifera gewohnt sind. 
Die Aufmachung der Flasche ist schön oldschool, irgendwie ungarisch wirkend. Keine Jahr- und Alkoholangabe. Der erste Eindruck: Sattes gelb und sehr duftig. Ein Wölkchen hängt über dem Glas, wirkt sehr parfümiert, süßlich-barocker Frauenduft. Im Mund dann weniger süß als erwartet. Weich, cremiges Karamell. Aber auch eine Klümchen- und Kaugumminote, die polarisierte. Gut kalt als Aperitif fand ich die exotischen Noten prima. Verblüffend die Standfestigkeit des Amatos. Ein Rest in der Flasche hielt lange durch, nach 4 Tagen nachverkostet war der quasi unverändert...

Der Muscadine-Traube wird übrigens in den USA eine enorme Anti-Cancer Wirkung zugeschrieben, es gibt einen aus ihr gewonnenen Wirkstoff auch in Kapselform (klick).

Henry Amato, Winemaker and owner of Amato’s Winery in Independence, Louisiana.



23.08.2012

Experiment 1: 2007er Sauvignon Blanc aus Israel



Die Weinszene im Web trinkt ewig Riesling. Oder was von der Loire. Alles Top, aber Weindeuter gibt sich experimentierfreudig und verkostet einen Sauvignon Blanc aus Israel. Obendrein hat der schon ein paar Jährchen auf dem Buckel...

Recanati Reserve Sauvignon Blanc 2007 (13,5%/19,80€) Viel Fett deutet sich im Glas an, reife Noten - grasige, stachelbeerige Sauvignon-Frische kommt hier nicht. Der Wein ist aber trotzdem nicht over the top, der Oxy-Dativ hat noch nicht zugeschlagen. Es ist was für Weinfreunde, die es schmelzig-schmalzig mögen, mit reifer tropischer Frucht, hat "Überseechardonnay-Charakter". Ist aber auch ein Stil, der von israelischen Winemakern geschätzt wird. Gut gekühlt zu würzigem Essen funktioniert das. Der israelische Weinpapst Daniel Rogov gibt hier 88 Punkte...



16.08.2012

Bandol - Domaine de La Garenne 2008



Hier war länger (Zwangs)pause, der Weindeuter war auf Kreta: Schafskäse essen und Retsina trinken. Und eigentlich war ja auch zunächst ein Post zu Hellas und Wein geplant, der kommt auch noch - später. Vorher ein Wein aus dem Süden Frankreichs. Der kam spontan ins Glas, am warmen Sommerabend zu einem leichten gemüseverstärkten Grillkotelett.
Bandol, inmitten des Rosé - Sees in der Provence eine AOC mit absolut hochklassigen Roten, bei deutschen Weinfreunden immer noch zu wenig beachtet und unterbewertet. Weinberge voller Mourvèdre , urige Dörfer auf Hügeln, nur zwei Handvoll Weingüter, die damit umzugehen wissen. Wenn man vor Ort ist und einen Überblick haben möchte, fährt man am besten nach Le Castellet. Dort liegt mitten in den Weinhügeln mit Blick aufs Meer das offizielle Maison des Vins.
Die Weine profitieren sehr von Alterung, junge Mourvèdre gibt sich oft spröde, zickt herum in den Gerbstoffen. Hier durchaus ein Muster, daß auch jung zu gefallen wusste.
Domaine de La Garenne 2008 Bandol (Mourvèdre  60 %, Grenache 22 %, Cinsault 15 %, Carrignan 3% / 13.5% /  13-17€) Die noch junge Mourvèdre bringt herrlich rauchig-pfeffrige Aromatik schon in der Nase, kein "Kleiner" im Glas. Kleine dunkle Beeren, süffiger Cassissaft, wozu da noch Bordeaux ? Am Gaumen schöne Mischung: kernig, jugendliche Kraft ist in sanfte Frucht gepackt. Kein aufgespritzer Bodybuilder, kein plumper Begeisterer, sondern seriöse Tischqualität. Auffallend die starke Rückaromatik, da kommt nochmal ein lakritzhauchiger Nachhall - Top.

Bandol en Provence 2008...


Béatrix de Balincourt - die schöne Winzerin aus Bandol