27.07.2012

Priorat Rosé - kein Mädchenwein: Rosat de Barriques 2007



Das Priorat im katalanischen Hinterland, die Gegend ist bekannt für charakterstarke Rotweine, die sich in Konzentration, Körper und Alkohol keineswegs zurückhalten. Die werden von individuell-handwerklich arbeitenden Winzern den kleinen und abgelegenen Rebflächen der gebirgig-rauen Gegend abgerungen und in meist in kleiner Auflage auf den Markt gebracht. So entstehen Charakterköpfe, die neben tiefer Frucht auch viel "Boden" transportieren. Mal feminin-saftige Grenachebomben mit raffinierter Delikatesse, mal maskulin-monolithische Weinwände, die sich vor dem Verkoster auftürmen und kaum zu erklimmen sind.
Das ist bei den Temperaturen z. Zt. vielleicht nicht ganz der richtige Stoff, zum Glück gibt es Priorat auch in Rosé, aber auch der tritt nicht gerade schüchtern auf. Kein hellrosa Wässerchen, sondern ein Wein mit Kraft und Substanz. Aber im Priorat ticken die Weinuhren eben anders. Während man z.Bsp. in der Provence beim Rosé eher frische Leichtigkeit anstrebt, die gut zur sonnigen Ferienbeschwingtheit dort unten passt, ist man da offener. Es wird experimentiert, man ist auch bereit Risiken einzugehen, was bei den Kleinmengen ja auch viel einfacher möglich ist. Vom hier verkosteten Rosé wurden insgesamt nur 400 Flaschen überhaupt produziert...

"Rosat de Barriques" 2007 Celler de l´ Abadia / Gratallops / Priorat (15€ / 14,5%) Für einen Rosé sehr dunkel, würde in Würtemberg auch als Rotwein durchgehen. Eher helles Rot als Rosa, die ganze Machart mit Barriquesausbau ist ja auch rotweinlike, deshalb sind für den Wein 5 Jahre Reifung offenbar gar kein Problem. Überraschend duftige Nase nach reifen Erdbeeren und heißer Strauchheide. Im Mund hohe Dichte, wie schon in der Nase erst etwas cremig-süßes aus der Fruchtfraktion, dann schlägt auch hier die Faust aus getrockneten Sommerkräutern und heißen Schieferplatten zu. Hat auch was pfeffrig-scharfes, der hohe Alkohol kommt etwas, trotzdem hält das durch die noch vorhandene Frucht eine gute Balance. Zudem tut die Kühlung ihr übriges für Trinkfluß und Bekömmlichkeit.


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24.07.2012

Malbec aus dem Cahors: Chateau de Mercuès


Pont Valentré in Cahors, vorne die Malbec - Reben für den Vin Noir


Der Bereich der heutigen AOC Cahors war im Mittelalter bekannt für den "Schwarzen Wein", bereitet aus Trauben, die vor der Gärung im Ofen getrocknet und dann bis zu zehn Jahre lang in Fässern ausgebaut wurden.
Nun, so geht man da heute natürlich nicht mehr vor. Trotzdem benutzt wird die Bezeichnung Vin Noir als Marketinglabel genutzt. Erzeugt werden aus der Malbec-Traube, häufig ergänzt um Merlot und Tannat, farbintensive, gerstoffbetonte Weine, die sich in der Jugend zuweilen etwas abweisend und kantig geben. Ein traditioneller Cahors verlangt Reifezeit..


Vieles davon wird in Frankreich selbst getrunken, passend zur herzhaft-deftigen Küche des Südwestens. Hier bei uns begegnet einem ein Roter aus Cahors eher selten. Zu den bekannten Betrieben gehören Clos de Gamot, Château de Mercuès, Château du Cèdre, Clos La Coutale, Cosse-Maisonneuve u.a.
Vieles davon wird in Frankreich selbst getrunken, passend zur herzhaft-deftigen Küche des Südwestens. Hier bei uns begegnet einem ein Roter aus Cahors eher selten. Zu den bekannten Betrieben gehören Clos de Gamot, Château de Mercuès, Château du Cèdre, Clos La Coutale, Cosse-Maisonneuve u.a.

Chateau de Mercuès Malbec 2008 Georges Vigouroux  / Cahors (14% / 16€) Erst in den 1980er Jahren wiederbelebtes Weingut auf beeindruckendem Schloß, mit edlem Hotel und Restaurantbetrieb. Bickdicht-dunkles Rot, schöne Schlierenbildung am Glas. In der Nase zunächst verhalten, wirkt tintig und spröde, auch am Gaumen. Das Thema ist hier bei so einem noch relativ jungen Cahors Luft und nochmals Luft. Am zweiten Tag erst Öffnung, es entwickelt sich ein schönes Duftspiel zwischen der Frucht kleiner Wildbeeren, rauchigen Noten und Graphit. Sehr feingewoben, aber präsent. Im Mund weicher als am ersten Tag, eine Mischung aus Fruchtsüße und anregend-frischer Säure. Die ganze Stilistik holt eher den Bordeauxtrinker ab, Freunde sonnensatter Syrah - und Grenacheweine des Südens könnten enttäuscht sein. Wäre aber sicher ein Fehler, denn gerade diese regionalen Gewächse mit Charakterprägung sind des Genusses wert...



14.07.2012

Altmeister aus dem Süden: Mas de Daumas Gassac 1995



Mas de Daumas Gassac 1995 Aniane / Languedoc (12,9% / 30€) Wer über die A9 von Avignon bis zur spanischen Grenze fährt sieht unendliche Rebflächen. Hier werden bedeutende Mengen deseuropäischen Weinsees produziert, Massenerzeugung total.
Seit den 80er Jahren ist dies aber auch eine Boomregion für Qualitätswinzer. Trendsetzer war hier Aimé Guibert mit seinem Daumas Gassac in Aniane. 1978 war der erste Jahrgang, der auf Mas de Daumas Gassac produziert wurde, unter Beratung des damaligen "Star-Oenologen" Emile Peynaud aus Bordeaux, einer Art Vorgänger von Michel Rolland. Anfang der 80er begann die Weinszene auf Daumas Gassac aufmerksam zu werden. Gutes Marketing kam dazu, zudem der Nimbus des Newcomers aus einer Underdog-Region. Der Gault Millau titulierte den Gassac gar als „Lafite des Südens". Wie auch immer, alles was aus dem Languedoc danach kam und kommt, steht durchaus auf den Schultern von Aimé Guibert.
Der ist übrigens bis heute ein kantig-knorriger Streiter für den Wein als regional verankertes Naturprodukt. Im Jahr 2000 erlangte Aniane Bekanntheit, als die Mondavis hier ein Weingut etablieren wollten. In der Bevölkerung formierte sich Widerstand, die Kalifornier zogen sich zurück. Anzuschauen ist das in Jonathan Nossiter herrlicher Dokumentation Mondovino. Gleich am Anfang gibt es da ein Inetrview mit einem grantelndem Aimé Guibert: "le vin est mort..." Der Trailer bei you-tube hier (klick).
Ein Großteil (80%) der Weinberge ist mit alten, ungeclonten Cabernets bepflanzt - diese inzwischen schon 40 Jahre alten Reben erzeugen auf natürliche Weise nicht mehr als 35hl/ha. Daneben gibt es Parzellen mit Malbec, Merlot, Cabernet Franc, Syrah und vielen weiteren Rebsorten. Das Mikroklima ist kühl inmitten des heißen Languedoc, angestrebt wird nicht der opulent-fruchtige Stil, man setzt eher auf Feinheit und Komplexität. Die Weine gelten als sehr gut lagerfähig.
Gute Voraussetzungen also für den 17 Jahre alten Kameraden. Der Kork war im unteren Teil suppig und brach beim Ziehen, es mußte also etwas gefiltert und dekantiert werden. Die Lüftung tat dem Wein gut, schöne rauchige Nase, entwickelt, aber noch voller Kraft. Dunkel, eingelegte Früchte - dabei nicht aufdringlich, bewahrt Anstand und hat Manieren. Gut mundfüllend, kein dicker Klopfer, fein mit mürbe gewordenen Gerbstoffen - schöner, die Sinne anregender und beruhigender Genuß.

Blog zur Tour de France: Tour des Vins 2012 (klick)


10.07.2012

Weine zur Tour de France: Rosé - Champagner und Gewürztraminer


Zwei Weine zur Tour de France. Die läuft ja gerade Richtung Alpen. Die Etappen durch die Champagne und durch die Vogesen sind schon Geschichte. Darum noch schnell zwei Weine, die ich dazu verkostet habe...
Épernay - neben Reims das Zentrum des noblen Schaumweins. Kein anderes Getränk auf der Welt hat so einen Nimbus, so eine legendäre Aura und lebt so sehr vom Image wie der Champagner. Bordeauxfreunde mögen hier widersprechen, aber Champagner ist nun mal das Getränk für besondere Anläße weltweit, der Feierwein, auch Türöffner für erotische Abenteuer. Kein anderer Wein ist so aufgeladen mit Sinnlichkeit, nirgendwo sonst ist die Ikonographie auch in der Werbung so verknüpft mit einem Leben in Lust und Luxus. Dabei soll es ja ausgerechnet ein Mönch, ein gewisser Dom Pérignon, Kellermeister der Abtei von Hautevillers, gewesen sein, der im 17.Jh. das Resultat der zweiten Gärung in der Flasche entdeckt hat und dabei ausgerufen haben soll: "Kommt schnell Brüder, ich trinke Sterne !"

Zur Tourverkostung trat an: Chartogne - Taillet Rosé (12% / 31€ / 60% Chardonnay, 40% Pinot Noir, vor allem Trauben aus 2007) Chartogne-Taillet ist ein eher kleiner Betrieb in Merfy im Norden der Region. Man verfügt 11 ha eigene Weinberge, lange, 30-monatige Kellerfreifung. Schöner voller Duft, nach Öffnung immer stärker werdend, Milchbrötchen mit leichter Kruste, Himbeerbowle mit Likör, macht Druck am Gaumen, reife Frucht, dazu das feine Prickeln auf der Zunge. Sowas schmeckt einfach und verdunstet viel zu schnell im Glas...




Am Fuß der Vogesen, im Elsaß wird es romantisch, viel schöner als östlich des Rheins. Nix gegen den Kaiserstuhl, das Markgräfler Land, die ganze badische Weinszenerie, aber mit den Butzenscheibenfachwerkdörfern links des Rheins kann das alles nicht mithalten. Bis auf den Wein - aber auch da bietet das Elsaß seine Spezialitäten:

Joseph Cattin "Gewürztraminer Réserve" 2009 (13% / 11€) Wenn schon Elsaß, dann auch ein Gewürztraminer. Die Rebe hat dort Tradition, sie mögen dort die intensiv-duftigen Noten dieser Aromensorte. Und der Cattin hält sich diesbezüglich nicht zurück, im Glas sehr schnell sehr "blumig". Parfüm wie aus einem in dieser Hinsicht gut sortierten Frauenbadezimmer, geschmorte Banane, Exotik, Honiglikör. Auch im Mund recht präsent, deutliche Restsüße. Der Wein ist insofern ein klassischer Vertreter seiner Zunft und das ist auch gut so. Kann ja nicht alles wie Riesling schmecken. Für Weinfreunde auf der Suche nach Mineralik und Säure gibts ja genug anderes auf dieser Welt...








05.07.2012

Tour des Vins 2012



Auch in diesem Jahr bloggen unter dem Motto "Tour des Vins" wieder zwei Weinfreunde die Tour de France 2012. Der "Priorat-Hammer", Wein - und Kletterfreund, zudem ein intimer Kenner auch abgelegener französischer Landstriche, mit seinen detailreichen Genuss- und Reisekommentaren und der "Weindeuter", auch an Radsportthemen interessiert und selber als Radler unterwegs.

Nachdem der helle Funke der Tourbegeisterung in Deutschland endgültig erloschen ist, fristet der Sport in der Öffentlichkeit leider hier wieder ein Nischendasein, ARD und ZDF übertragen nicht mehr. Wer erinnert sich heute noch an die Ulrich - Jahre nach seinem Toursieg 1997, an die Duelle in den Folgejahren gegen Lance Armstrong ? Das ist vorbei, die deutschen Fahrer sind Helfer, unermüdliche Rackerer wie Andreas Klöden oder Jens Voigt. Der ist mittlerweile 41 Jahre alt und feiert in diesem Jahr seine 15. (!) Tourteilnahme. Mal schauen was das Nachwuchstalent Tony Martin noch machen kann, am ersten Tag hatte er beim kurzen Zeitfahren in Liège zum Einstieg gleich mal einen Platten, danach erlitt er nach einem Sturz einen Knochenbruch in der linken Hand.



Für uns behält die Tour nach wie vor ihre Faszination, nicht nur als Sportereignis mit über hundertjähriger Tradition, sondern auch als große Erzählung über unser westliches Nachbarland. Transportiert durch oft herrliche Filmbilder, Eurosport überträgt natürlich nach wie vor.

Schaut man sich die Karte oben an fällt auf: Die Strecke konzentriert sich stark auf den Osten. Zwar dringt man natürlich wieder bis in die Pyrenäen vor und quert auch den Südwesten - die Bretagne, Loire und Bordeaux bleiben aber außen vor. Beim Wein wird da echten Frankreichfans natürlich was fehlen. Trotzdem bleibt noch reiche Ernte für alle, die die Große Schleife mit dem Glas in der Hand verfolgen möchten. Es geht durch die Champagne, das Elsaß kommt in Sichtweite, dann Burgund, Jura, Savoyen, Rhone, das Languedoc-Roussillon und schließlich Sud-Ouest.

Also, alle Wein-, Rad- und Frankreichfreunde bitte hier klicken hier: Tour des Vins 2012.