28.09.2010

Randale an der Ahr

Im Ahrtal werden die Weinfeste immer häufiger durch alkoholbedingte Gewaltausbrüche überschattet. Auch beim schönen Dernauer Winzerfest kam es am letzten Wochenende zu Schlägerein mit Verletzten. Zitat aus der RZ:

"Die Anstellung von privaten Sicherheitsfirmen gehört inzwischen zu den Standardausgaben für die Veranstalter. Trotzdem klagen Besucher verstärkt über aggressive Gäste, die das unbeschwerte Feiern massiv beeinträchtigen. Auch beim Jubiläumsweinfest in Dernau am vergangenen Wochenende kam es wieder zu mehreren handgreiflichen Auseinandersetzungen und zu einigen folgenschweren Schlägereien mit Verletzten.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das mit über 40 Mitarbeitern in Dernau im Einsatz war, hatte besonders zu später Stunde in der Nacht zum Sonntag reichlich zu tun. Auf Nachfrage der RZ bestätigt DRK-Mitarbeiterin Daniela Keppler die unschöne Entwicklung und stellte fest: „Das Gewaltpotenzial steigt und leider handelt es sich dabei meist um junge Leute, die den Alkohol unkontrolliert in sich hineinschütten.“ 
Einige Beobachter berichteten zudem von jugendlichen Weinfestbesuchern, die offenkundig wenig Interesse am Wein hatten sondern im Rucksack gleich mehrere Flaschen Wodka zum Fest mitbrachten.
Zahlreiche Verletzungen mussten die freiwilligen Helfer des DRK in ihrem Quartier neben der Dernauer Grundschule in der Nacht zum Sonntag behandeln. Von Schnittverletzungen und Prellungen bis zu Knochenbrüchen reichte das Spektrum, und viele der Verletzungen waren die Folge von Schlägereien. 
Auch die Polizeiinspektion berichtet von Störungen durch randalierende Gäste beim Dernauer Weinfest. Man habe teilweise polizeiliche Platzverweise ausgesprochen und eine Strafanzeige wegen Körperverletzung aufgenommen. „Ursache war immer übermäßiger Alkoholkonsum,“ so der Bericht der PI Adenau."

Ganz friedlich: Der Weindeuter beim Recher Weinfest 2009, im Glas ein 2006er "Heppinger Berg" Spätburgunder Weißherbst halbtrocken vom Weingut Jakob Sebastian, im Hintergrund ist der Genießer zu sehen (ebenfalls gewaltlos).
Weingenuß statt Wodkachaoten !

27.09.2010

Was den Wein so besonders macht...

...erklärt hier Lebensmittelexperte Udo Pollmer ("Wer Angst vorm Essen hat, wird fetter"). Am Ende eine interessante Theorie zum Thema Glühwein. Der sei nämlich besser, wenn er auf Basis möglichst einfachen/schlechten Weins erzeugt wird. Dieser enthalte in der Regel mehr sogenannte biogene Amine, die besonders gut mit den Glühweingewürzen reagieren und Amphetamine entstehen lassen.
Das sei dann auch der wahre Grund für die vielen glücklichen Menschen am Glühweinstand, gar nicht so sehr der Alkohol.

25.09.2010

Wein zum Fest des Heiligen Martin



Die spanische Kulturministerin Ángeles González-Sinde vor dem Bruegel-Gemälde   Foto: dpa
Jahrelang schlummerte das Gemälde in einer spanischen Privatsammlung und die Besitzer ahnten nicht, was für einen Schatz sie an der Wand hängen hatten. Nun entdeckten Kunstexperten des Prado-Museums in Madrid die Sensation: Es handelt sich um ein bisher unbekanntes Gemälde des flämischen Malers Pieter Bruegel dem Älteren (1525-1569). Der Wert wird auf 25 Millionen Euro geschätzt. Als Dekoration für den heimischen Weinkeller etwas teuer, zudem ist es mit 148 x 270 Zentimeter auch recht groß. Auf dem Bild geht es hoch her, es zeigt ein riesiges Saufgelage, eine Art Turm von Babel aus Weintrinkern.

Nicht nur üppige, fette Gänsebraten gibt es ja an Martini, auch dem neuen Wein wird am Martinstag traditionell zugesprochen. So wurde schließlich der heilige Martin auch noch der Patron der Gastwirte und Trinker und er wurde im Volksglauben selbst zum Schluckspecht. Ein altes Trinklied unterstellt dem heiligen Martin gar, dass er seinen Mantel nicht aus Gründen der Wohltätigkeit teilte, sondern nur deshalb, weil er seine Zeche nicht bezahlen konnte.Im Mittelalter nannte man die Trinkgelage zu Ehren des Heiligen "Martinsminne", wer zu viel getrunken hatte, wurde als "Martinsmann" verspottet.
Auch heute gibt es in  Weinregionen (vor allem in Österreich) noch das Ritual der Weintaufe. Es werden besondere Litaneien vorbereitet und der Most wird gesegnet und getauft, erst nach dieser Taufe werde aus dem Most junger Wein.

24.09.2010

Riesling klassisch

Probengabe in heiterer Gelassenheit:
Amei Prüm in der Weinzeche

Ein schöner Weinmoment liegt schon etwas zurück, die große "Von Winning Probe" ließ mich jetzt wieder daran denken. Vor einiger Zeit schenkte Amei Prüm vom Weingut Joh. Jos. Prüm aus Wehlen an der Mosel in der Weinzeche Essen eine Auswahl ihrer Rieslinge ein. Diese Weine sind Klassiker, noch als Kabinett, Spätlese und Auslese bezeichnet - worauf ja viele "Modernisten" mittlerweile verzichten. Auch ist dies eher der leichtere Moselstil mit viel Duft und der präzise justierten Dosis Restsüße, die zusammen mit der Säure dieses angenehme Aromenspiel auf die Zunge bringt. Das steht diesen Moselrieslingen einfach, wie der oben gerade eingeschenkte 2004er Wehlener Sonnenuhr SL: Reifer Pfirsichduft, zartes Petrol, delikate Frucht, herrlich transparenter Wein.
Der "neue deutsche Riesling" gibt sich da ja stoffiger, gehaltvoller, mit weniger Frucht und höherer Mineralität, so wie eben die Von Winnings oder die Battenfeld - Spaniers. Ob besser oder schlechter ist nicht das Thema, beide Stile haben ihre Berechtigung. 

21.09.2010

Von Winning 2 (Die Weine)



(Teil 1 "Deidesheim" hier)

Von Winning, der neue Name aus der Pfalz. Mit großem Ehrgeiz und Aufwand will man aus dem Stand heraus ganz nach oben, in die Spitzengruppe der deutschen Rieslinge. In der Machart sind alle Weine "state of the art", mit allen Merkmalen, die heute bei Weinfreaks ein wohliges Nicken auslösen. Es wird - ohne Zertifizierung - biologisch gearbeitet, die Moste werden nicht vorgeklärt, die Weine nicht geschönt, Spontanvergärung und teilweiser Ausbau im Neuholz inklusive. Es gibt eine Vielzahl von getrennt ausgebauten Einzellagen in und um Deidesheim. Dr. Deinhard / Von Winning ist groß, bewirtschaftet insgesamt knapp 40ha Rebfläche (davon 30 ha Riesling).
Eine Probe in Thomas Kierdorfs Vino Grande in Essen bot Gelegenheit, einen großen Teil der Winning - Weine zu probieren.
  • Riesling „WinWin“ trocken 2009 12,0% vol. 9,90
    Der Einstiegswein, beinhaltet Trauben aus GroßeGewächs -  Lagen, schon "sehr viele Riesling" drin, saubere Frucht, knackig, schmelzig. Reicht eigentlich schon...       
  • Riesling Deidesheimer Paradiesgarten trocken 2009 12,0% vol.13,50
    mehr Druck, gute Länge
  • Riesling Königsbacher Ölberg trocken 2009 12,0% vol. 15,00
    Würze, sehr dicht, Pfeffer
  • Riesling Ruppertsberger Reiterpfad trocken 2009 12,5% vol.15,00
    Kommt etwas leichter und offener daher, Limettenfrische
  • KALKOFEN GG Deidesheim 2009 13,0% vol.26,00
    Extraktreich und voll im Mund, Säure, Schmelz
  • LANGENMORGEN GG Deidesheim 2009 13,0% vol. 21,00
    Ein Brummer, ein  fruchtduftiger Rieslingsaft mit Tiefe. Musterexemplar für die Verbindung von frischer Säure und tiefem weichen Schmelz. Beeindruckend hier der für ein GG moderate Preis, der Wein geht bei Kierdorf für 21 € über die Theke.
  • Sauvignon Blanc 2009 12,0% vol. 17,50
    Auch nicht schlecht, sehr reintönig, fein, klar, zarte Limette. 

  • Chardonnay 2009 13,5% vol. 15,00
    Nach den intensiven Rieslingen mit ihren Säurewogen endlich Erholung für den gestressten Gaumen: Ein Chardonnay, der auf Samtfüßchen daherkommt. Weicher, cremiger Saft. Irgendwo zwischen Burgund und Kalifornien. Gerne getrunken...
  • Pinot Noir 2008 13,0% vol. 28,00
    Das zum Chardonnay gesagte, stimmt auch hier. Man merkt, das Weinmacher Stephan Attmann in diese Richtung eine Vorliebe hat und die "französischen Sorten" in Richtung Fülle, Wärme und Reichhaltigkeit ausbaut. Offenduftige,  rauchige Pinot - Nase, reife süße Frucht. Hat mir besser gefallen als der parallel probierte Kirschgarten 2007 von Knipser.

Von Winning 1 (Deidesheim)


Nach den Aldi-Editionen aus Duisburg - Hüttenheim mal was edles: Von Winning, der neue Name aus Deidesheim in der Pfalz. Da hat der Werbe - und Medienunternehmer Achim Niederberger nach  Bassermann - Jordan und Reichsrat von Buhl auch das VdP - Weingut Dr. Deinhard gekauft und wurde dadurch zum größten privaten Weinerzeuger Deutschlands. Die drei Traditionsgüter an der deutschen Weinstraße gehörten schon mal zusammen, wurden aber im Rahmen der Jordanschen Erbteilung im Jahre 1848 getrennt. Mit viel Geld wird heute alles umgestaltet, ein Restaurant und ein Hotel sind schon eröffnet worden - Deidesheim, das Genußeldorado in der Pfalz. Schon Helmut Kohl hat ja gerne im Deidesheimer Hof mit Michail Gorbatschow und Maggie Thatcher Saumagen gegessen ("Deidesheimer Hof, Kohls zweites Wohnzimmer", klick).

Kohl und Chirac und der Pfälzer Wein
Doch zurück zu Dr. Deinhard. Weil der Name wohl zu sehr an den billigen deutschen Sekt (Deinhard Lila) erinnert, werden die Spitzenweine des Gutes (nur ein geringer Teil des Gesamtvolumens, das meiste läuft weiterhin als Dr. Deinhard) unter dem Namen Weingut von Winning vermarktet. Ein Sproß dieser Familie, Leopold von Winning, war bis 1917 der Eigentümer, da hieß es auch "Von Winning'sches Edelweingut". Heute hat die Familie von Winning zwar nichts mehr mit dem Weinbau zu tun, gab aber gegen ein Entgelt ihren klangvollen Namen für die neue Weinlinie, die mit edlem Retroetikett und schwerer Flasche daherkommt. Man will mit Macht nach ganz oben und aus dem Stand heraus haben es zwei Rieslinge in die Top - Ten des Große - Gewächse - Rankings für den Jg. 2009  im Falstaff geschafft. Viel Wirbel also um diese Weine. Kein Wunder, der Eigentümer kommt ja aus der Werbung und versteht sich auf Marketing.
In der Machart sind alle Weine "state of the art", mit allen Merkmalen, die heute bei Weinfreaks ein wohliges Nicken auslösen. Es wird - ohne Zertifizierung - biologisch gearbeitet, die Moste werden nicht vorgeklärt, die Weine nicht geschönt, Spontanvergärung und teilweiser Ausbau im Neuholz inklusive.


Eine Probe in Thomas Kierdorfs Vino Grande in Essen bot Gelegenheit einen großen Teil der Winning - Weine zu kosten.
  • Riesling „WinWin“ trocken 2009 12,0% vol. 9,90€
  • Riesling Deidesheimer Paradiesgarten trocken 2009 12,0% vol. 13,50€
  • Riesling Königsbacher Ölberg trocken 2009 12,0% vol. 15,00€
  • Riesling Ruppertsberger Reiterpfad trocken 2009 12,5% vol. 15,00€
  • KALKOFEN Deidesheim 2009 13,0% vol. 26,00€
  • LANGENMORGEN Deidesheim 2009 13,0% vol. 21,00€
  • Chardonnay 2009 13,5% vol. 15,00€
  • Sauvignon Blanc 2009 12,0% vol. 17,50€
  • Pinot Noir 2008 13,0% vol. 28,00€
Details zu den Weinen hier (klick) in Teil 2


Auch ich war vor Jahren mal mit dem Genießer in Deidesheim. Gegessen wurde der Saumagen allerdings in der Gaststätte des Winzervereins. Bei Dr. Deinhard wurde verkostet.


19.09.2010

Aldi: Edition Leo Hillinger


Spontaner Weinkauf bei Aldi-Süd in Duisburg, Teil 2 (Fritz Kellers - Weißburgunder hier)
Überraschend, bei Aldi einen Österreicher unter dem Label Leo Hillinger zu finden. Hillinger ist Style pur, DER österreichische Wein - Yuppie, präsentiert sich als Mode -Stenz, hat das Weingut durchdesignt  bis in den letzten Zipfel ("Degustations-Lounge") und verpackt seine Weine in hohe schlanke Flaschen. Die haben so Namen wie "Hillinger 1" oder "Small Hill" und werden in den Wiener Weinbars gerne getrunken. Keine große Veranstaltung ohne Leo Hillinger, keine Party ohne prominent platzierte Hillinger-Produkte.
Und jetzt taucht der smarte Hillinger bei Aldi-Süd in Duisburg - Hüttenheim auf. Ist natürlich pure Geldgier, der Blonde mit dem Schlafzimmerblick will noch reicher werden, mit Überschußwein aus dem Burgenland in sechsstelliger Auflage. "Wer mich aber näher kennt, weiß, dass ich ein totaler Qualitäts-Freak bin." Hör an, also mal aufgemacht, die Flasche...
  • "Zweigelt, Blaufränkisch, St. Laurent" Edition Leo Hilliger / Flat Lake 2009 Burgenland (3,99€)
    Designaufmachung, abgefüllt in der gleichen hoch nach oben gezogenen Bordeauxflasche wie die "richtigen" Hillinger. Ist natürlich nicht von ihm direkt, sondern aus Trauben diverser burgenländischer Winzer, vereint unter seinem verkaufsfördernden Label. Sattes dichtes Rot, jugendlich mit lilafarbenem Rand. Überraschend viel Duft, reife Beeren, etwas Vanillekipferl und Latte Macciato. Entfaltet sich im Mund durchaus üppig, sehr fruchtbetont, hat Süße, recht weich, schöner Nachgeschmack nach Veilchenpastillen, insgesamt harmonisch. Natürlich ein Wein, der gefallen will, der aber für diese Klasse auch sehr gut schmeckt.
    Aldi heißt ja in Österreich Hofer, da geht in Sachen Wein mehr als bei uns. Hier dazu mehr
Weindeuter und Hillinger: who is who ?

18.09.2010

Falstaff: Riesling Top-Ten Ranking

Falstaff 1: Gesittetes Geniesserheft

Der literarische Falstaff ist ja ein trink- und raufsüchtiger, dem sinnenfrohen Leben zugeneigter Haudegen von üppiger Gestalt. Die erste deutsche Ausgabe des österreichischen Genießermagazins erscheint in Optik und Inhalt dagegen sehr gesittet und vorsichtig. Beispiel die "Trüffel-Krieg" Story: Auf dem Titel und als Aufmacherbild im Heft dieser optische Blödsinn mit den lilafarbenen Hintergründen statt wirklich eines der schönen Reportagebilder mit den knorrigen Typen. Ansonsten für jeden etwas - Zigarren, teure Küchen, Kaffee, Oktoberfest, Südtirol, Kaiserball in der Hofburg. Im Layout alles mit einer Unzahl an feinen Linien voneinander abgegrenzt.
Im Weinteil gibt dann Jancis Robinson ("Die Zeit ist reif für deutsche Weine") die Richtung vor. Passend dazu eine Homestory: Günther Jauch mit Frau Thea auf seinem Weingut "Von Othegraven". Highlight für mich aber die Riesling-Story "Große Gewächse 2009" mit Falstaff - Ranking, gut für Punktefreaks und Weinhändler.

Hier die Top-Ten, keiner von der Mosel dabei, dafür vier mal Nahe. Und zwei mal "Von Winning", das grundrenovierte ehemalige Dr. Deinhard aus Deidesheim in der Pfalz mit dem ersten Jahrgang.

Hermann Dönnhoff, Nahe
95 Punkte: NIEDERHÄUSER HERMANNSHÖHLE
Von Winning, Pfalz
95 Punkte: DEIDESHEIMER KIESELBERG
95 Punkte: DEIDESHEIMER LANGENMORGEN
Wittmann, Rheinhessen
95 Punkte: WESTRHOFENER MORSTEIN
94 Punkte: WESTHOFENER BRUNNENHÄUSCHEN
A. Christmann, Gimmeldingen, Pfalz
94 Punkte: GIMMELDINGER MANDELGARTEN
94 Punkte: KÖNIGSBACHER IDIG
Schäfer Fröhlich, Nahe
94 Punkte: SCHLOßBÖCKELHEIMER FELSENBERG
94 Punkte: SCHLOßBÖCKELHEIMER KUPFERGRUBE
94 Punkte: MONZINGER HALENBERG

Falstaff 2: Echter Genießer


17.09.2010

Aldi: Edition Fritz Keller "Weißburgunder"


Ich war unterwegs im Duisburger Süden, da wo es noch schlägt, das eiserne Herz des Ruhrpotts. Bei Krupp-Mannesmann brennen die Öfen, es wird Eisen und Stahl gekocht. Und es ist das Reich von Karl Albrecht, hier gibt es nämlich schon Aldi-Süd. Die Läden haben doch das feinere Sortiment, heißt es immer, also rein - natürlich zum Weinregal. Und tatsächlich, mehr Flaschen über 1,99€ und in einem Extrabereich höherwertiges. Darunter die Fritz Keller (Aldi) Edition und auch ein Wein vom österreichischen "Designer-Winzer" Leo Hillinger.
Fritz Keller, Winzer, Gastronom und Sohn des legendären Franz Keller. Der war mit seinem Weingut und seinem Restaurant in Oberbergen am Kaiserstuhl in den frühen 60er Jahren ein Qualitätspionier für hochwertige trockene Weine und eine beginnende, französisch beeinflusste Top-Gastronomie weit über Baden hinaus. Im "Schwarzen Adler" (riesige mehrfach prämierte Weinkarte und Michelinstern seit 1969 mitten im Rheintal zwischen Schwarzwald und Elsaß) fanden sich französische Kochlegenden wie Bocuse oder die Haeberlins genauso ein wie deutsche Politgrößen. Der Ort und sein Betreiber waren "in". Franz Keller ist nun einige Jahre tot, sein Sohn Franz betreibt in Hattenheim im Rheingau die Adlerwirtschaft, der andere, der Fritz, blieb in Oberbergen und ist in Sachen Wein sehr umtriebig. Neben dem eigenen Weingut ist er Promoter und Berater für badischenWein und macht für Aldi die "Edition Fritz Keller", kein Wein aus eigener Produktion, sondern ein Gemeinschaftsprojekt von aktuell über 700 Winzern und Genossenschaften, die bestimmte Vorgaben in Bezug auf reduzierte Erntemenge, Mindestalter der Rebstöcke und selektive Handlese einhalten müssen. Abgefüllt werden die Weine vom Badischen Winzerkeller in Breisach. Bisher gibt es einen Weißburgunder, einen Spätburgunder und einen Riesling - alle für 6,99 bzw. 5,99. Die Weine werden also keineswegs verramscht, die Preise liegen oberhalb vieler Rebsortenweine der Einsteigerklasse aus aus dem riesigen badischen Weinsee, was sich für die Traubenlieferanten offenbar rechnet. Die schick aufgemachten Flaschen mit Bauhausetikett sind Imagepusher und transportieren badischen Wein offensichtlich beim "einfachen" Weintrinker als etwas Besonderes, die Aktion ist erfolgreich und wird von renommierten badischen Winzern wie Patrick Johner deshalb eher positiv gesehen.

Riesling, Spätburgunder und den Rosé hatte ich ja schon probiert (hier und hier), nun also der Weißburgunder.

16.09.2010

Erntezeit...


...in deutschen Weingärten - bei mir siehts allerdings mau aus. Zwar blieb der im letzten Jahr gesetzte Rebstock der Sorte "Schwarzer Frankenthaler" (= Trollinger) von Pilzkrankheiten verschont und trägt jetzt (kleine) Früchte, die werden aber gerne von den Vögeln abgepickt. Wenn im nächsten Jahr das Ganze etwas größer geworden ist, kommen im Herbst Netze drum.

15.09.2010

Jungwinzerinnenerotik 2011

Dr. Ellen Ledermüller-Reiner hat wieder zugeschlagen. Auch für 2011 gibt es einen Kalender mit Erotikbildern österreichischer Jungwinzerinnen. Zitat: "Der Winzerkalender soll die Betriebe einem breiten Publikum bekannt machen und möchte auf moderne Weise das Vermarkten der gehaltvollen Weine unterstützen. Weinwerbung und Tourismuswerbung sind das Ziel dieser Maßnahme."
Insgesamt weniger nackte Haut als im Vorjahr ist mein Eindruck, dafür allerhand Dessouserotik zwischen Rebstock und Gärtank.
Weitere Analysen bei Captain Cork, der ist ja Österreicher und kennt sich aus: Österreich - ein grundgeiles Land.

Foto: Kreativ Consulting/Wellenhofer
Der Kalender hat Kultstatus und ist immer schnell ausverkauft, Bestellungen und weiter Infos hier.
Zum Kalender vom letzten Jahr hier.

14.09.2010

kleine Renovierungsarbeiten...

...finden hier zur Zeit statt, ich lass währendessen online - ändert sich aber noch einiges...

Die Rivalin


Doch noch mal gutes Wetter, Gelegenheit im Garten etwas Besonderes zu öffnen und sich Erinnerungen an die Provence hinzugeben.
  • "La Rivale" Rosé Domaine Grand Cros Carnoules Provence (ca. 18 € ab Weingut)
    Der andere Schäumer der Domaine, die "Mätresse" wurde hier schon vorgestellt, diesmal also die "Rivalin". Stattliche Flasche, edle Aufmachung, zudem macht der Roséton einfach an, erregt sozusagen die Sinne schon durch Augenreiz. In der Nase milde und weiche Noten vom Milchbrötchen, im Mund dann absolute Frische bei eher zurückhaltender Perlage. Sehr klar und enorm süffig hatte der Rivale mit den aufnahmebereiten Verkostern leichtes Spiel. Akzeptanz total, zum Glück war es eine Magnum, die reichte für eine halbe Stunde...
Hier ein Video zur Domaine Grand Cros:



11.09.2010

Monastrell - BiB


Die BiB´s sind mittlerweile etabliert. Vor allem, um den (Wein)durst größerer Gruppen zu stillen. Angebrochen hält sich der Wein darin relativ lange, wenn auch meiner Beobachtung nach kürzer, als die meistens angegebenen zwei Monate. Wochenlang bleibt die Aromatik nämlich keineswegs erhalten, nach einer Woche beginnt auch hier schleichend die Oxydation - trotz versprochenem Vakuum.Wer traditionelle Weinkultur, was immer das auch genau ist, hochhält, wendet sich natürlich mit Grausen. Vor allem bei diesem hier, der aussieht wie eine Mischung aus Bildzeitung und Waschmittelkarton. Ich würde mal sagen: Durchaus originelles Produktdesign, klare Kante in der Aussage im Stil der Marktschreier. Und dann auch noch 10 € für ganze drei Liter - darf das ?

Der 10€ Krisenbewältigungs - BiB ist selber das Produkt einer Krise, der Finanz - und Absatzkrise beim spanischen Wein. Im Boom der letzten Jahre wurden riesige Summen kreditfinanziert in den Auf- und Ausbau neuer Bodegas gesteckt, in Regionen in den unendlichen Weiten Spaniens, von denen außerhalb des Landes noch nie ein Weinfreund gehört hatte. Gut gemachte, fruchtbetonte Modernisten, die auf Namen wie Om, Ninot, Dido, Sonorus, Tocs, Acoustic etc. hören. Zum Teil teure Flaschen, hochbepunktet durch Penin und Parker. Da stockt jetzt der Absatz bei gleichzeitigem Zinsdruck. Folge: Viele Bodegas haben Existenzprobleme. Die Keller sind voll, der Wein muß raus, zum Beispiel in so eine Drei-Liter-Box.


07.09.2010

(Ferien)weingeschichten aus der Provence (5)


In den Weingebieten in Frankreich wird viel beim Winzer gekauft, natürlich. Wobei man den Eindruck hat, daß die vielen "Degustation"-Schilder allerorten vor allem Urlauber und (Wein)reisende zum Erlebniseinkauf anlocken. Der Vor-Ort-Franzose kauft im Hyper-U, im Géant, im Carrefour - den mehrere fußballplatzgroßen Einkaufszentren. Da gibts ja nicht nur gut bestückten Fischtheken, sondern auch gewaltige Weinregale mit zum Teil erstaunlichen Beständen. Immer sind auch hochwertige und bekannte Namen dabei. Selbst in einem kleinen Casino-Markt in Les Issambres standen neben billigem Plastikspielzeug aufgereiht einige Flaschen Chateau L´Arrosée 2006, ein Grand Cru aus St. Emilion für allerdings völlig überteuerte 61€ (eine Flasche aus dem´85 Jahrgang gab es als Zugabe zur Primeurverkostung in der Weinzeche Essen).

Zum Abschluß noch ein paar Buchtips. Immer noch ein Treffer ist der schöne Band "Provence, Küche Land und Leute" von Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer (16,95 hier): Mit Liebe und Leidenschaft geschriebene und fotografierte kulinarische Reportagen.
Für Weinkrimifreunde zwei Titel, die in der Provence spielen, beides leichte Kost: Peter Mayles "Ein guter Jahrgang" und Michel Böcklers "Sterben wie Gott in Frankreich".
Zwar ohne Wein, dafür für mich immer noch die schönste Erzählung zur Provence ist Marcel Pagnols autobiographische Romantrilogie "Souvenirs d’enfance / Eine Kindheit in der Provence", verfilmt als "Der Ruhm meines Vaters" und "Das Schloß meiner Mutter".



04.09.2010

Einstieg in die Rotweinsaison


Der Sommer ist vorbei, die helle, heile, rosélastige Zeit vorüber. Für Weinfreunde nicht nur ein Nachteil - die Rotweinsaison 2010/2011 beginnt, das Wintersemester sozusagen.
Zunächst mit einem alten Bekannten, als eine Art "Geschmackseichung": "Terre de Bussiere" 2007 Domaine de la Janasse VdP. (55% Merlot, 25% Syrah, 10% Grenache und 10% Cabernet. 12 Monate ausgebaut in Holzfässern, davon 30% neue Fässer; 9€). Der Einsteigerwein der für ihre großartigen Chateauneufs bekannten Domaine, hat schon vieles, was die Rhonearomatik ausmacht. Sattes Schwarzrot, undurchdringlich. In der Nase dominiert der Kräuterstrauß, eingekochte Frucht, Lakritz, viel Saft im Mund natürlich, Kraft und Fülle, aber auch Kühle, Lebendigkeit durch Säure. In diesem Stadium, trotz des hohen Merlotanteils, kein Wein für die Mädchenparty. Sehr gut.

Dann ein Pfälzer: "Cuvée Significa" 2007 von Knipser aus Laumersheim (Spätburgunder / Dornfelder; 14€)). Unter dem Label "Significa" gibt es Weine verschiedener Winzer (u.a. Dönnhoff, Heymann-Löwenstein, Adeneur etc.). Zitat: "Interpretiert von großen Winzerpersönlichkeiten sind diese Weine typische Vertreter ihrer Region und bringen das jeweilige Terroir perfekt zum Ausdruck. Die unterschiedlichen Handschriften der Winzer und deren besondere Merkmale sind deutlich zu erkennen. Dies wird durch die Signatur der Winzer auf dem Etikett symbolisiert." Hört sich gut an, Knipser ist zudem in Deutschland Pionier für Cabernet-Sauvignon und Syrah, auch für Barriqueausbau. Aber Knipser hin, Knipser her, bei mir knipste dieser Significa nix an, schmeckte mir einfach nicht. In der Nase noch vielversprechende frische Frucht, durchaus verlockende Tiefe, im Mund dann aber sehr säurelastig, Sauerkirschsaft, zu hohe Bitterkomponente auf der ganzen Linie. Hielt sich allerdings auf diesem Level ohne spürbare Oxydation über mehrere Tage. Etwas mehr Schmelz und es wäre vielleicht noch was geworden aus uns... 

01.09.2010

(Ferien)weingeschichten aus der Provence (4)


Im vierten Teil noch mal ohne viel Worte was für Provence-Romantiker und überhaupt alle, die den Süden lieben: Gefüllte Gläser, Tigel, Teller und Tische an und in einem Haus in Bormes les Mimosas am Südhang des Maurenmassivs, nicht weit vom Meer bei Le Lavandou. Sehr malerisch gelegen mit engverschachtelten Häusern und steilen Treppen ist Bormes durchaus ein "In-Dorf" geworden, mit schicken Restaurants und kleinen Mode-und Keramikläden. Doch was Jahrhunderte gewachsen ist, behält seinen Charakter, auch wenn es sich in der Saison an Markttagen drängelt...


"Mange avec joie ton pain
et bois ton vin gaiement"
Ecclesiastes 9.7