26.12.2010

Weihnachtsmenü 2010

Zu Weinnachten regiert die Traditon, keine kulinarischen Experimente ! Das gibt Halt auf hoher See und vereinfacht die Abläufe, auch wenn es hektisch wird. Weder Hummer noch Bockwurst - hier gibts zum Heiligabend immer: Maronencremesuppe, einen winterlichen Salat mit Orangen, roter Beete, Walnüssen und dann einen Krustenbraten vom Schwein.
Nur die Weine wechseln natürlich, dieses Jahr waren dabei:
  • "Pas de Deux" Weißburgunder Chardonnay Matthias Gaul 2008 / Pfalz (13,5% / 11€) Der Winzer empfiehlt ihn als wärmenden Winterwein. Ein Teil des Chardonnay reifte für 6 Monate im Barrique, daher leichte Vanille, ansonsten viel Frische, fruchtiger Schmelz: Ein modern gemachter exotischer Fruchtcocktail. Wärme gibt mit 13,5% der Alkohol .
  • "Sideral" 2004 Altair Rapel Valley / Chile 14,50% / 18,90€) Der Sideral, der Sternenwein, passt vom Namen und vom Etikett sowieso schon mal zu Weihnachten. Auch von der Aromatik her, denn die ist rundum üppig. Im 6. Jahr steht der Chilene noch ganz in seinem sattroten Fruchtkleid mit einer herrlichen dicken Heidelbeer/Brombeernase. Auch dabei Zimt, Puderzucker und Tabak. Im Mund vollsaftig, lebendig, viel Fleisch. Dies ist "nur" der Zweitwein, wer noch mehr will nimmt den Altair (46€).
  • "Copa Santa" 2000 Languedoc / Frankreich (14,5% / aktuell ca. 14€) Für mich ein Klassiker, das Flagschiff von Pierre Clavel aus dem Languedoc. Der Heilige Becher zeigte wieder mal, wie gut die Weine aus dem warmen Süden reifen können. In der Nase entwickelte Frucht, Lakritzwürze, dunkel. Auch im Mund ein Wein mit sonoren Baßtönen, geschmeidig, hat Charisma und Attitüde, eine Art Mario Adorf im Glas - sehr gut.
Geburtstagsmenü 2010 für einen berühmten Wanderprediger



24.12.2010

Frohes Fest !


Der Einstieg in die weihnachtliche Hochphase war ein kleiner kulinarischer Barolo -und Süßweinabend am 23.12. beim Genießer (Details folgen hier). Morgen geht es dann an den "Heiligabendwein".
Allen Weinfreundinnen und Weinfreunden ein genußreiches Fest !


20.12.2010

4. Advent: Zwei Chardonnays und ein Roter von der (Traum)Insel

Südliche Weine im kalten Dezember:
Israel, Provence, Südafrika
  1. "us de Kap" 2009 Chardonnay, ein Südafrikaner vom "Ahr - Winzerkönig" Werner Näkel aus Dernau (13,%% / 9,90)
    Schönes goldgelb, sehr fruchtig - birnige Nase, im Mund dann Kraft und dezenter "Chardonnay - Schmelz", auch  frische Säure, kein Weichspüler - gut.
  2. Yarden Chardonnay 2007 Israel / Golan
    Geschmacklicher Antipode zum Näkel, ein Chardonnay im Barockstil. In Nase und Mund Wogen von Nüssen, Toffee, Vanille, Crema, butterweich, viel Fett. Es gibt ja viele, die zu solchen Vollschmeckern Distanz halten. Ich finde die herrlich, gerade wenn draußen Schnee liegt und Kerzen angezündet sind. Außerdem ist das zu cremig - sahnig angelegten Gerichten sehr schön, wie hier zum Seehechtfilet mit Pestokruste auf (Eier)Tagliatelle.
  3. Dann doch noch ein Roter: Domaine de l ´Ile Porquerolles 2007 (14% / ca. 12€)
    Sehr geradlinig, dicht, ohne Überkonzentration, viel Syrah - Würze. Hier bin ich voreingenommen, auf der kleinen Insel Porquerolles (nur 7,5 Km in der Länge) vor Hyères in der Provence war ich mal und bin ungern wieder aufs Schiff Richtung Festland gestiegen. Es gibt nur einen kleinen Ort, ansonsten ein paar Sandbuchten, im Süden Steilküste, in der Mitte Wald mit einem irren Sirren der Zikaden und natürlich einigen Rebflächen. Ganz im Westen ist das berühmte Mas de Langoustier, ein luxuriöses Hideaway. Neben der Doamine de l ´Ile gibt es nur noch ein weiteres Weingut, die Domaine La Courtade.




18.12.2010

Geheimtip von Ingo Naujoks zum Wein

Was macht man mit einer angebrochenen Flasche Wein, die man später weitertrinken möchte und die deshalb erstmal in den Kühlschrank soll ? Der Bochumer Schauspieler Ingo Naujoks gibt praktische Lebenshilfe für dieses Problem: "Mein Geheimtip geht in Richtung offene Spirituosen..."
Herrlich was er da erzählt, und er meint es wohl ganz ernst mit seiner Empfehlung, doch einfach eine große Weintraube zu nehmen ("meistens im Haushalt vorhanden") und sie auf den Flaschenhals zu legen. So würden auch noch Aromen der Traube ("ein Stück weit") in den Wein ziehen. Also das probier ich ja wohl mal aus, diesen Geheimtip. Und berichte dann...



16.12.2010

3. Advent - 3 Weine


Bei den Roten war eine gewisse Gefälligkeit, leichte Trinkbarkeit gefragt, ich wollte mittrinkende Weinlaien an so einem schönen Tage nicht überanstrengen, sanfte Stimmung war gefragt...
  • Deshalb zunächst ein weich-süffiger Deutscher von der Nahe: Cabernet Mitos 2008 Paul Neumann / Nahe (13% / 9,70€). In der Nase starke Primärfrucht von der Obsttheke, dichte schwarze Johannisbeeere, ganz leichte Vanille, obwohl nicht als Barrique deklariert. Sehr saftig, im Mund, frisch, kullert runter wie Fruchtsaft, gerbstoffarm, zwar feinherb mit Restzucker, aber nicht zu auffällig, nicht zu süß. 
  • Dann ein Chilene: Errazuriz Cabernet Sauvignon / Chile (13,5% / ca. 9€). Ebenfalls sehr duftig, kleinbeerige Frucht, durchaus Ähnlichkeit mit dem Mitos, macht Lust auf den ersten Schluck. Im Mund dann auch hier viel Frische, nicht fett, mittlerer Körper, im Vergleich zum Deutschen mehr Säure, mehr Würze, mehr Druck im Mund, auch mehr Länge.

14.12.2010

Südafrika - Probe in Essen

Thilo Marquaß und Axel Biesler
Es gibt Weinhändler, die bieten ihre Flaschen an im Stil der Marktschreier, loben ihr Sortiment in den siebten Weinhimmel oder vergeben sogar eigene Punkte für Weine, für die gerade keine Parker-, Gabriel-  oder Spectator - Punkte zur Verfügung stehen.
Nicht so Thilo Marquaß von der Weinhandlung Rolf Kaspar in Essen, der sein Marketing mit einem gewissen Understatement betreibt. Sein Fazit nach einer Probe mit südafrikanischen Weinen aus seinem Sortiment leitete er jedenfalls mit den Worten ein: "Beim Wein muß man Europa nicht unbedingt verlassen." Bei der Vielfalt an Rebsorten, Regionen und Stilen in good old europe vollkommen richtig. (Es gibt natürlich auch Weinfreunde, die sagen würden, man müsse beim Wein Deutschland nicht verlassen, da würde ich widersprechen.) 
Dabei hatte das von Axel Biesler (büffeln und süffeln) geleitete Weinseminar Südafrika durchaus seine Höhepunkte. Und zwar gerade da, wo die Weine eben nicht Geschmackskopien waren, sondern eigenen Charakter zeigten.

  • Zum Beispiel Sauvignon Blanc 2008 gegen Chenin blanc 2008, beide von Allée Bleue im Franschhoek Valley. Der Sauvignon mit intensiv fruchtigen Primäraromen, Limette, Ananas, ein saftiger Schluck, wie ihn viele mögen. Dagegen der Chenin, im Mund weicher, cremiger, rauchiger (z.T. Ausbau im großen Barrique) - mehr Charakter !
  • Ähnlich gelagert der Flight Pinotage "Starlette" gegen Cabernet-Sauvignon, ebenfalls beide von Allée Bleue. Der Cabernet (12,50€) ein typischer moderner Vertreter: Reife Paprika, Cassis, Süße, im Mund nicht fett, hat Frische. Für mich besser der Pinotage (10€ / 15 % Alc. / Rebzüchtung aus Pinot Noir und Cinsault). In der Nase schöne intensive Zartbitterschoko, süße Frucht, abgeschmolzene Gerbstoffe. Erinnert insofern an einen Pinot oder auch an deutschen Spätburgunder, eher fetten Charakters, hatte aber auch diesen typischen rauchig-torfigen Südafrika - Ton. Mein Favorit des Abends.
  • Im letzten Flight dann die beiden Kracher, der 2007er De Grendel Shiraz (14,5 % Alc. / 16€), roch und schmeckte nach auf Holzkohle gegrilltem rotem Fleisch mit dick Pfeffer drauf, ein Powerwein, der in der Runde sehr gut ankam. Axel Biesler verglich ihn mit einem Chateauneuf du Pape, ich hatte nicht diese Assoziation. Die Südfranzosen sind trotz aller Potenz in der Regel duftiger, feiner, differenzierter. Dann der Spitzenwein von Allée Bleue: "L´ Amour Toujour" 2007 (23€ /14 % Alc.). Eine (wilde) Mischung aus Cabernet, Merlot, Grenache, Shiraz und Petit Verdot. Man spürte den Drang zur Hochwertigkeit, schien mir aber aromatisch noch noch nicht integriert/trinkfertig - ewige Liebe entwickelte sich bei dem kurzen Flirt im Glas noch nicht.
Zur Probe auch hier beim Genießer.




11.12.2010

Weinerotik


Gesehen in einem Essener Hotel: Ein Deckengemälde, ein Fresko michelangeloesker Dimension - der nackt darniederliegende Bacchus kriegt was Rotes eingeschenkt. Ziemlich durchtrainiert der Bursche und das  Schnäpperle wohlanständig auf dem Oberschenkel drapiert.


10.12.2010

Gedanken zum Billig - Chateuneuf

Großer Name - kleiner Wein. Wußte ich allerdings schon vorher, trotzdem griff ich wie schon im letzten Jahr reflexhaft zum Billig - Chateauneuf von Aldi:
Wie gehabt war wieder nix Besonderes in der Flasche, ein geruchsarmer, dünner Saft, der mit dem, was Ch9dP sein kann, so viel zu tun hat wie Pink mit dem Papst.
Passend dazu ist eine Frage, die der Genießer in seinem blog angesichts einer Konservendose San Marzano Tomaten aus dem Supermarkt aufwarf: Geht das Bewußtsein, etwas Besonderes, also in jenem Falle die Tomaten, hier den Wein im Teller bzw. im Glas zu haben, im banalen Überfluss des Supermarktalltages unter ?
Man könnte natürlich zunächst argumentieren, daß Menschen, die den Fachhandel, aus welchen Gründen auch immer, meiden, dann eben im Supermarkt zu besseren, schmackhafteren Produkten greifen können. Denn meint man es ernst mit dem Erhalt und der Verbreitung von Qualität, besonderen Erzeugnissen, Bioprodukten etc. und einem Umsteuern in den Genuß - und Ernährungsgewohnheiten, sollten sie auch für viele Menschen im Alltag erreichbar sein. Und nicht nur einer Elite von Bewußtseinsessern und zeitgeistigen Mittelklasse - Lohas als Lifestyleaccessoire dienen.
Ich bin für einen "demokratischen Konsumismus", wenn es denn wirklich "besondere" Produkte sind. Dazu gehört natürlich die ganze Kette: Korrekte Bezahlung der Produzenten, überhaupt Sorgfalt bei der Erzeugung (ggf. nach Biorichtlinien etc.) und eine gewisse Produktehrlichkeit. Bekomme ich mit meinem Einkauf wirklich einen Genußmehrwert ? Oder täuscht eine besonders edle Angeberaufmachung diesen nur vor ? Die Regale der Supermarktketten und auch der Discounter sind ja voll mit goldverzierten Gourmet, Exquisit, Rewe feine Welt Sachen. Das ist oft aufgepimpte, überteuerte Massenware, reines Marketing mit denen eine Idee, ein Image verkauft wird.
Handwerklich gearbeitete Produkte zeichnen sich ja gerade dadurch aus, daß sie oft, nicht immer, nur in begrenzter Menge erzeugt werden können. Das reicht dann nicht für Massenmengen im Supermarkt.
Womit wir wieder beim Wein wären, dem Chateauneuf bei Aldi. Da liegt nun wirklich eine Banalisierung des Produkts vor. Weinlaien, die sich mal was Gutes tun wollen, für die 9€ für eine Flasche möglicherweise schon viel Geld ist, werden enttäuscht sein, weil sie sich von einem großen Namen mehr versprochen hatten. Und  dann möglicherweise wieder zu  ganz einfacher Kost greifen. Und sich dadurch um die Genußaromatik bringen, die ein guter Winzer-Chateauneuf nun einmal bietet...


08.12.2010

Weine zum 2. Advent: Mosel und Douro


Erst der 5. Dezember und trotzdem schon der 2. Advent ! Es ist also noch viel Zeit, um dem Monat Dezember Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und beim Weingenuß in vorweihnachtlicher Stimmung die Schlagzahl etwas zu steigern. Zum 2. Advent gab es am Sonntag zwei Weine von zwei Flüssen, von der Mosel und vom Douro.
  • Heymann - Löwenstein Hatzenporter Kirchberg 2007 / Erste Lage /Mosel (12,5% / 21€)
    Weinfreunden was über Reinhard Löwenstein und seine Moselrieslinge zu erzählen ist überflüssig, beides sind mittlerweile Legenden, weit über das reine Winzertum hinaus. Löwenstein ist Streiter und in tiefer Erkenntnis der Materie geerdeter Fachmann des Weins mit philosophischem Tiefgang. Ansehenswert seine Homepage (hier), lesenswert sein Terroir - Buch (hier). Der Kirchberg zeigt Größe, wie nicht anders zu erwarten. Helles prallreifes Steinobst, Pfirsich, Aprikose, animierend voller Duft, im Mund dann cremiges, beinahe öliges Gefühl, schöne Süße, reichhaltig und dicht. Ist aber schon einen Moment weg von "nur Frucht", eine aromatische Ahnung der Reife, zarte Nußigkeit stellt sich ein...sehr gut.
  • Monte Fernao Douro 2008 / Bodegas Calheiros Cruz  (Tinta Roriz, Touriga Franca, Touriga Nacional 15% / 11,80€)
    Der Wein wird vom Mövenpick - Weinkeller zwar als besonders authentisch herausgestellt, ist aber in seiner ganzen Stilistik ein modern gemachter und auf unmittelbares Gefallen ausgerichteter Vollschmecker. Schon in der "offiziellen" Beschreibung ist vom "Charmeur aus dem Douro", von "gefälliger Fruchtsüße, Pflaumenpüree und Korinthenschokolade" die Rede. Ich kann das nur bestätigen. Der Wein entwickelt schon in der Nase eine fast unanständige Süße, ginge in jeder Blindprobe als Überseebombe durch. Setzt sich im Mund fort, da tun dann auch noch die 15% Alc. ihr Werk. Doch was soll ich sagen, geschmeckt hat das Pralinchen am 2. Advent schließlich doch. Draußen Eis und Schnee, da wärmt so was. Außerdem war es passend zu einer ganz mürb geschmorten Rindsroulade.


06.12.2010

Bordeaux in China

Eine skurille Meldung vorweg: Der französiche Generalkonsul in Hongkong hat Wein geklaut. Französischen Wein - in China !
Ist es schon so weit, daß bei der Menge an teuren Bordeauxs, die ins Reich der Mitte gehen, die Franzosen sich ihren Anteil zurückholen ? Vielleicht sogar in chauvinistischer Überheblichkeit denken, daß "der Chinese" an sich das gute Zeugs ohnehin nicht verdient hat ?
Wine goes east ! Die chinesische Oberklasse gelüstet es nach Statussymbolen aus dem alten Europa. Die Preise am Weinhandelsplatz Hongkong explodieren. „Wein ist eine Form von Unterhaltung für wohlhabende Chinesen geworden. Sie haben Spaß daran Wein zu ersteigern und lassen sich beim Bieten von ihrer Begeisterung mitreißen“ – zumindest bei must have-Weinen. Lafite - Rothschild steht im Zentrum des Interesses, die Flaschen werden für Irrsinnssummen verkauft. Der 2008er wurde gleich mit der chinesischen (Glücks)zahl Acht dekoriert. Mouton - Rothschild zieht nach, und läßt sein 2008er Etikett von Xu Lei gestalten.
Die äußere Aufmachung spielt in China eben eine große Rolle, das hat ja auch schon unsere Weinkönigin Mandy bei ihrer Wein-PR-Tour mit Kurt Beck festgestellt.
Da ist es nur logisch, daß z.Bsp. auch Chateau Beychevelle aus St. Julien eine große Chance im neuen Boom Markt eingeräumt wird: Das Boot auf dem Etikett erinnert an ein chinesisches Drachenboot.
LAFITE mit der chinesischen ACHT, MOUTON mit chinesischer Kunst, BEYCHEVELLE mit Drachenboot


03.12.2010

Roter Klassiker: Rioja Reserva

Sehr schön mit seiner klassischen Aufmachung und Aromatik jetzt in der Adventszeit zu trinken ist dieser spanische Traditionalist aus der Rioja:

Solche Spanier waren mal meine Lieblingsweine, in den (Wein)anfangszeiten. Da hat sich natürlich inzwischen einiges relativiert, der Marques kommt aber immer noch gut. Sanfter Genuß ohne Hektik, der Wein verströmt in seiner beginnenden Reifephase Ruhe. Typische Nase aus Vanille und Orangenschale, auch im Mund gute Harmonie von feiner Süße, Fruchtsäure und würzigem Rauch.
Was passt dazu ? Pata Negra, der Schinken von den schwarzfüßigen Schweinen aus der wilden Bergwelt der Extremadura, die so gerne Eicheln fressen. Wie der Wein wird auch der einer mehrjährigen Reifung unterzogen, so mögens die Spanier - und das ist gut so.

30.11.2010

München: Schweinsbraten + Wein


Ich war am Wochenende in München, mal kein Weintrip ! Stattdessen geht man da ins Bräuhaus, in eine der "Schwemmen". Das sind heute durchrationalisierte Großbetriebe wie das Hofbräuhaus, in denen die Folklore - Bayern in Lederhosen und Hut mit Gamsbart auf dem Kopf von der Brauerei bezahlt werden. Das Hacker - Pschorr an der Theresienwiese hat sich zielgruppengerecht breit aufgestellt: Neben dem Biertempel gibt es die Trattoria für Pizza/Pasta und die Sportsbar mit Großleinwand ("B7 sportlich, stylisch, sexy").

Daneben gibts aber natürlich noch "reguläre" Wirtshäuser, Traditionshäuser in denen tatsächlich ein breiter Querschnitt der Stadtbevölkerung verkehrt. Und in denen man sehr gut und preiswert essen kann.
Zum Beispiel im Hofer in der Altstadt, nur ein paar Schritte vom Marienplatz entfernt. Bestellt wurde ein Schweinsbraten, ein Gradmesser für die Qualität einer Wirtshausküche. Anders als bei Leberkäse oder Weißwurst kann bei einem solchen Bratenstück mit einer dunklen, aber klaren, ungebundenen Sauce nicht gemogelt werden. Im Hofer wars gut gelungen, das Fleisch saftig, die knusprige Kruste extra, cremige Semmel - und Kartoffelknödel mit abgeschmolzener Butter, dazu süß-saurer Speckkrautsalat. Und dazu mal kein Bier (hatte ich schon vorher), sondern ein schönes großes Glas Rotwein, ein einfacher süffiger Cabernet - Sauvignon von Lergenmüller /Pfalz.

26.11.2010

Genug gelegen, jetzt wird getrunken (5)


Aus dem staubigen Kellerfundus von liegengebliebenen Flaschen aus dem letzten Jahrtausend heute mal ein Wein aus dem Burgund:
Santenay 1er Cru "Gravieres" von Prosper Maufoux, einem Negociant eleveur (d.h. es werden Trauben oder Jungwein zugekauft und in den eigenen Kellern verarbeitet, gereift und unter eigenem Label vermarktet). Der Wein von der Cote D’Or Wein präsentiert sich in seinem 13. Lebensjahr in angenehmer  Abgeklärtheit. Schöne reife Nase, feuchter Waldboden, im Mund keine nervösen Frucht - und Gerbstoffspitzen, appetitliche Säure, herbstliche Herbheit.



24.11.2010

Student(inn)enwein - Test

von links nach rechts aufsteigend
Boskop, das Kulturbüro des Akafö an der Ruhr Universität Bochum, bietet zweimal im Jahr im Rahmen seines Kursprogrammms für Studentinnen und Studenten auch meinen Weinkurs an. Der letzte Abend (von Vieren) ist immer die große Abschlußprobe. Jede(r) bringt eine Flasche seiner Wahl mit, probiert wird verdeckt, bewertet wird nach dem akademischen 15-Punkte System. Diesmal überraschend: Keine Weine aus Übersee, vielleicht ein Reflex auf meine Warnungen vor (holz)chipgetunten Australiern und Kaliforniern. Alles "Good old Europe", darunter gleich viermal Bordeaux.

Testsieger: Die große rote Rose
Da vertraute man einem großen Namen und besorgte zweimal den Baron Philippe de Rothschild 2008, Massenwein aus dem Hause Mouton noch unterhalb des Mouton Cadet angesiedelt, ein einfacher Trunk, grüne bittere Paprika. Mehr Substanz der Aldi - Bordeaux Chateau du Ragon 2008 und richtig gut schließlich Chateau Trois Moulins 2007 , ein Cru Bourgeois aus dem Haut Medoc (7€).
In der unteren Hälfte plaziert waren Vina Angela der Bodegas Ignacio Marin (4,99€), ein einfachgestrickter Spanier aus dem Gebiet Carinena und ausgerechnet einer von meinen Weinen: Compleo Cuvée Noir 2008 (11,80€) der Staatskellerei Zürich, eigentlich ein angenehmer Schmeichler, versagte. Etwas Süße, easy drinking, hinterließ keinen nachhaltigen Eindruck.
Auch der Aldi Rioja konnte nicht recht durchstarten, Ramon Lopez Murillo Reserva 2005 der Bodegas Altanza (4,99€) hob in seinem Goldnetz nicht zum Höhenflug ab. Ein weiterer Rioja kam besser an: Conde de los Andes Gran Reserva 2001 (ca.13€) aus dem Traditionshaus Paternina, ein mürb gewordener, sich in oxydativer Reife  befindender Klassiker. 

Die Spitzengruppe:
  • Platz 3 war mein zweiter Wein, der aktuell bei Mövenpick sehr herausgestellte Monte Fernao 2008 vom Douro aus Portugal. Hier in der Reihe mit enormer Fruchtsüße ("Kokoskaramell") und viel vom Alkohol (15%) verstärkten Schmelz.
  • Auf Platz 2 nochmal Spanien, Don Mendo Gran Reserva 2003 Bodegas San Valero (Carinena), schöne Reife, aber auch noch Kraft und dicht mit Röstnoten, Tabak etc.
  • Von allen ziemlich einhellig auf Platz 1 gehoben dann ein Süditaliener: Santi Nobile Tarantino 2008 abgefüllt von der Tenute Piccini in Castellina in der Toskana. Duft nach Orangenschale und Sauerkirsche, modern gemacht, eine gut abgestimmte saftige Mischung aus Süße und Säure. Auch hier, ähnlich wie beim Portugiesen dient der Alkohol (14,5%) als wärmender Geschmacksvertsärker. Die Flasche mit der dicken roten Rose auf dem Etikett gibts für 4,99€ - bei Aldi-Nord.



22.11.2010

Neue Fundstücke...


...zum schönen Thema Wein und Eros wurden in die (Bild)sektion eingefügt. Darunter oben links eine originelle Karnevalskostümierung als Bag in Box. Rechts eher das klassisches Sujet "Paar mit Weingläsern", zusätzlich aber mit Barrique...

Direktlink zum Album hier (klick).

21.11.2010

Kleiner Languedoc - Roter, der schmeckt

Meine Weine, meine Regionen aus dem Süden wollten mir in letzter Zeit nicht recht schmecken. Einer vom Mont Ventoux schien mir ein grünholzig - säurelastiger Trunk zu sein, Frustrationen, die ich hier gar nicht posten möchte. Stattdessen machten mich in den letzten Tagen Weine wie die 2009er Bopparder Hamm Riesling Spätlese von Weingart vom urdeutschen Burgenrhein zwischen Koblenz und Bingen an. Die Proben "Große Weine der Welt" in der Weinzeche und im Mövenpick Weinkeller konnten mich leider auch nicht vinophil beflügeln, ich hatte keine Zeit zur Teilnahme.
Ausgerechnet ein "kleiner" aus dem Süden weckte aber wieder die Weingeister, brachte Besserung:
Chateau Bas d´Aumelas 2007 (Syrah, Grenache, Carignan / 13%) Hat genau diese schöne Mischung aus frischer Frucht und würzig-erdiger Kraft, die für gute Vertreter dieser Region so typisch ist.

(8,50€ z.Bsp. hier

19.11.2010

Top - Ten 2010 Winespectator


Das jährliche Top Ten Ranking vom Winespectator ist da:
  1. "Saxum"James Berry Vineyard Paso Robles 2007
    98 points / $67 950 cases made California 
  2. "Two Hands Shiraz" Barossa Valley Bella’s Garden 2008
    94 points / $55 2,400 cases made Australia
  3. Peter Michael Chardonnay Sonoma County "Ma Belle-Fille" 2008
  4. 97 points / $85 2,100 cases made California
  5. "Revana Cabernet Sauvignon" St. Helena 2007
    97 points / $125 2,000 cases made California 
  6. "Altamura Cabernet Sauvignon" Napa Valley 2007
    96 points / $85 3,000 cases made California 
  7. "Paul Hobbs Pinot Noir" Russian River Valley 2008
    94 points / $45 3,644 cases made California 
  8. "Schild Shiraz" Barossa 2008
    94 points / $20 5,000 cases imported Australia 
  9. Fontodi Colli della Toscana Centrale Flaccianello 2007
    95 points / $110 5,000 cases made Italy 
  10. "CARM" Douro Reserva 2007
    94 points / $27 8,500 cases made Portugal 
  11. Clos des Papes Châteauneuf-du-Pape White 2009
    95 points / $100 1,000 cases made France
Viel Kalifornien diesmal, aus Frankreich nur der weiße Ch9dP. Den Flaccianello scheinen sie zu mögen - der 2006er war auch im letzten Jahr schon auf Platz 8, wie langweilig. Alles weitere ist hier nachzulesen, die gesamte Webseite vom Winespectator ist bis Ende November frei zugänglich.

16.11.2010

Bordeaux mit Wichy ´s

Wichy´s sind die Geschäftsidee von Sascha Jürgens und Lars Schwenk aus Hamburg. Ein in Folie verpackter Snack auf Reisbasis. Man will wohl nicht so in die Sushi - Ecke und spricht eher von einem Reissandwich und hat dem ganzen eine dreieckige Form gegeben. Außenrum ist dann aber wieder ein (knuspriges) Noriblatt, die Füllung variiert. Hendrik Thoma präsentiert das Ganze in seiner TVINO Sendung (hier klicken). Scheint lecker zu sein, kostet ca. 3€ das Stück.
Und welchen Wein gibts zu den Sushi - Wichy´s ? Natürlich zwei günstige Bordeaux, die beiden Wichy - Macher wundern sich erst, Thoma verweist dann aber auf die guten Erfahrungen, die er mit Bordeaux zu Sushi gemacht hat. Und das war im Mövenpick Weinkeller in Dortmund, seitdem gibts auch bei mir öfter mal diese Kombination...


15.11.2010

Sex mit Wulff

"Ich würde anbieten, mit ihm ins Bett zu gehen, wenn er es nicht unterschreibt"
Charlotte Roche hat dem Bundespräsidenten Sex angeboten, wenn er den Vertrag zur Verlängerung der AKW-Laufzeiten nicht unterzeichnet. Dem Feind unter Ausnutzung seines Sexualtriebs eine Falle zu stellen, hatte ja im Jahr 1968 schon Franz-Josef Degenhardt vorgeschlagen, um Auslieferungsfahrern der Bild - Zeitung zum Verlassen ihrer Fahrzeuge zu bewegen ("ein paar Genossinnen ziehen sich aus...").
Aber nicht nur locken, sondern richtig zur Sache gehen - na ich weiß nicht. Wobei Charlotte, wie man ja aus ihren Schilderungen in Feuchtgebiete weiß, sich vor nix ekelt. Und wenns der guten Sache dienlich ist - bitte. Trotzdem fraglich, ob Wulff anbeißt. Erstmal glaub ich nicht, daß der auf rote Gummistiefel steht. Außerdem reicht ihm seine Bettina, die ist ja immerhin auch tätowiert
Das Weinglas auf dem Bild oben gibt einen ganz anderen Hinweis, wie mans anstellen sollte. Deshalb mein Vorschlag: Ich schick dem Wulff ins Berliner Schloß meine beste Flasche Chateauneuf du Pape. Dafür dann aber fix die Hände weg vom Präsidentenfüller und den Atomvertrag persönlich in den Reißwolf gesteckt !

14.11.2010

Riesling vom Mittelrhein


Landschaftlich ist der Rhein zwischen Koblenz und Bingen großes Kino, der Weinbau dort ist aber seit Jahren rückläufig. Heute ist der Mittelrhein mit nur noch 460 ha das zweitkleinste deutsche Anbaugebiet, außerdem hat das Image in der Vergangenheit gelitten - es wurden zuviele Softdrinks auf Traubenbasis für Kegelklubreisende produziert (hier).
Doch ähnlich wie an der Ahr gibt es ein Comeback des Qualitätsweinbaus, Winzer übersetzen die renommierten Lagen wieder in herrliche Weine. Dazu gehört Florian Weingart aus Spay, laut Jens Burmeister (Mittelrhein-Weinführer.de) "der führende Betrieb in der Region, der inzwischen zur Spitze der deutschen Riesling-Erzeuger gezählt werden darf".
  • Weingart Bopparder Hamm Ohlenberg 2009 Riesling Spätlese. Der Wein stammt aus einem zweiten Handlesevorgang am 19. Oktober, der Ertrag lag bei minimalen 50 hl/ha. Nach Maischestandzeit, Sedimentation und spontaner Angärung erfolgte das letzte Viertel der Gärzeit unter Zugabe von Reinzuchthefen. Da die Gärtemperatur konstant zwischen 14 und 17°C gehalten wurde, dauerte der Vorgang acht Wochen.
    Und da steht er nun in kräftigem Golgelb im Glas und verströmt eine duftige Rieslingnase nach reifen Aprikosen. Späte Lese der gut ausgereiften 2009er Trauben führen auch im Mund zu einem saftigen und reichhaltigen Genuß mit schönem Süße-Säure-Spiel. Schon jetzt im Stadium jugendlicher Fruchtigkeit ein Genuß.

12.11.2010

Jahrgang 2010 (Ahr)

(Rot)weinlandschaft an der Ahr
Frost im Frühjahr, Hagel im Sommer, Fäule im Herbst - ein Bericht von Ludwig Kreuzberg - Weingut Kreuzberg Dernau / Ahr.

"Wirtschaftlich gesehen ist es schon eine Katastrophe !
Wieder (nach 2009) ein Jahr mit nur gut 30 hl/Hektar, für unser Weingut also eine halbe Ernte.
Wir hatten alle Probleme, die ein Winzer so fürchtet.
Frühfröste (bis minus 18 Grad) die Schäden in den Flachlagen machten (gottseidank nur ein kleiner Anteil). Eine sehr unterschiedliche Blüte, die zu Verieselungen führte ( auch hier nur in einigen Lagen).
Dann im Juli Hagel, von dem aber wiederum nur ein Teil der Weinberge (in Dernau) betroffen waren.
Und dann Fäulnis bei allen frühen Sorten und früher reifenden Lagen. Da mußten wir nochmals geschätzte 30% auf den Boden schneiden. Da die Schäden aber immer nur partiell auftraten, haben wir zumindest noch eine kleine Ernte eingefahren.
Die Qualitäten schwanken von zufriedenstellend bis sehr gut. Qualitativ nicht wesentlich schlechter als 2008.
Es wird kein großes Gewächs beim Frühburgunder geben. Beim Spätburgunder wollen wir da mal die Entwicklung abwarten. Aber beide Sorten entwickeln sich geschmacklich prächtig.
Ich gehe an der Stelle allerdings davon aus, das wir nur durch unsere akribische Arbeit und die kleine Erntemenge insgesamt von einem qualitativ guten Jahrgang sprechen können.
Bei dem ein oder anderen Winzer dürfte es bei entsprechend höheren Erträgen sicher Probleme mit der Vollreife der Trauben gegeben haben.
Mit freundlichem Gruß aus dem Ahrtal
Ludwig Kreuzberg"


Also ein Jahrgang der guten Winzer, auch an der Ahr ! Für mich ein willkommener Anlaß, einen 2008er Kreuzberger zu öffnen:

Spätburgunder unplugged 2008 Selektion aus Spätburgunder-Steillagen, Handlese, traditionelle, offene Maischegärung, 6 Monate in alten großen Eichenholzfässern und mehrjährigen Barriques. Hellfarben, elegante Nase, entwickelte Frucht, hat auch was erdiges, kein Breitmacher im Mund, frische Säure, gute Länge. 
(12%, 15,95€ z.Bsp hier)




08.11.2010

Rote von der Nahe und aus Südfrankreich

Deutscher Dunkelfelder gegen kräftigen Südfranzosen 

Auf der Weinmesse Rheinand Pfalz in Bochum wurde (wieder) klar, daß auch Winzer aus der 2. und 3. Reihe wissen, wie man Wein macht. Und dabei trotz handwerklich aufwändigem Arbeitseinsatz und geringen Stückzahlen in ihrer Preisgestaltung unter den "üblichen Verdächtigen" bleiben.
Paul Neumann aus Wallershausen an der Nahe hat, wie viele Winzer in Deutschland, trotz überschaubarer Betriebsgröße eine umfangreiche Weinkarte, bereitet aus einer Vielzahl von Rebsorten: Bacchus, Cabernet-Mitos, Portugieser, Chardonnay, Dornfelder, Grauer Burgunder, Dunkelfelder, Kerner, Portugieser, Riesling, Spätburgunder, Rivaner, Scheurebe,Weißer Burgunder. Das alles zum Teil auch noch unterschiedlich als trocken, feinherb oder lieblich ausgebaut, dazu kommen im Barrique ausgebaute Versionen. Außerdem noch div. Sekte incl. Flaschengärung und Hochprozentiges aus dem eigenen Brenngut. Für jeden Geschmack also etwas dabei und man könnte natürlich jetzt abwinken und meinen, daß aus so einem Gemischtwarenladen, zudem mit einigen unter Weinfreaks nicht gerade angesagten Rebsorten, nix G´scheites rauskommen kann. Doch Vorsicht, die probierten Roten verdienen differenzierte Betrachtung:

  • 2008er Cabernet Mitos feinherb (Rebneuzüchtung aus Cabernet-Sauvigon und Dornfelder), kommt intensiv fruchtig daher, die Restsüße ist gut verpackt. Die trockene 2006er Barriqueversion bringt dann Tabak, Schokoschmelz und Fülle ins Glas. Mit seinen geschmeidigen Gerbstoffen dürfte der auch Weinfreunden schmecken, die sich gerne in Übersee tummeln (9,70€ + 15,70€).
  • Mein Favorit war der 2006er Dunkelfelder , eine als Decksorte entwickelte Neuzüchtung (11,20€ / 14%). Sehr intensive Beerennoten, ein Nasenwein mit Kraft und Frische. Gerbstoffe und Säure werden ganz von der satten Frucht aufgenommen, erinnert (incl. der Flaschenform oben am Hals) etwas an kalifornischen Zinfandel. Das Potential der Rebneuzüchtungen wird hier gut ausgelotet, die Paul Newman Weine sind auf drinkability, Geschmeidigkeit mit einer gewissen Süße hin orientiert, kommen aber weder eindimensional noch banal rüber.
  • Parallel zum Dunkelfelder kam zur "Geschmackseichung" noch was ganz anderes ins Glas, allerdings aus der gleichen Preiskategorie: Chateau Estanilles 2007 Cuvée Prestige Faugeres Südfrankreich (14,5%). Der Languedoc  - Pionier Michel Louison hat sein Weingut unlängst verkauft, der 2007er stammt aber noch aus seiner Tätigkeit, zeigt die ganz Klasse eines handwerklich bereiteten Winzerweins: Syrah, Grenache und Mourvedre von kargen Schieferböden, ungestümer, wilder und dunkler in der Aromatik als der Dunkelfelder, Kraft mit minziger Würze. Aber auch hier sehr "trinkbar", zugänglich, nicht gerbstofflastig. Vom Faugeres zurück auf den Neumann zu gehen war schwierig, die Süße des Roten von der Nahe haute da dann doch etwas durch.
    (Estanilles für 11,90€ Weinhandlung Julius Meimberg in Herne)

Paul Neumann dekantiert und präsentiert


Weinmäjestäten

Sabine Winkler (Pfalz) und Ramona Sturm (Mosel) 
Während Mandy Großgarten als 62. Deutsche Weinkönigin mit Kurt Beck in China weilt (klick hier), ist der niedere deutsche Weinadel mehr in der Provinz unterwegs. Allerdings in gleicher Mission: Werbung und Imagepflege für den deutschen Wein.
Auf der "Weinmesse Rheinland Pfalz" am Wochenende in der Jahrhunderthalle in Bochum waren anwesend Annika Strebel (Weinkönigin Rheinhessen), Ramona Sturm (Weinkönigin Mosel) und Sabine Winkler (Weinprinzessin Pfalz). Die Majestäten sorgten allerdings nicht nur für Krönchenglanz, sondern widmeten sich auch der Sensorikschulung der Besucher. In Schwarzgläsern konnten Primäraromen (Apfel, Honig, Kirsche etc.) geschnüffelt  und entsprechende Weine verkostet werden.
Ansonsten waren große Namen auf der Messe nicht vertreten, es wurde aber wieder mal deutlich, daß auch Winzer aus der 2. und 3. Reihe wissen, wie man guten Wein macht. Und dabei trotz handwerklich aufwändigem Arbeitseinsatz und geringen Stückzahlen bei ihren Abfüllungen preislich deutlich unter den "üblichen Verdächtigen" bleiben.

(Verkostung folgt)

06.11.2010

Die Mandy von der Ahr...

...war in ihrer neuen Funktion als Deutsche Weinkönigin in China unterwegs, um zusammen mit Landespapa Kurt Beck für den Wein aus Rheinland Pfalz zu werben.
Auf einem Empfang filmt sich Mandy selbst und erzählt dazu lustige Sachen in die Kamera. Die Chinesen seien sehr neugierig, auch auf unser größtes Kulturgut, den Wein. "Und ganz besonders neugierig sind sie immer dann, wenn der Wein nicht nur gut schmeckt, sondern wenn die Austattung auch noch ein besonderer Hinkucker ist. Und da haben sich die deutschen Winzer in diesem Jahr etwas Besonderes überlegt und das möchte ich euch gerne zeigen."
Und dann schwenkt die deutsche Weinkönigin die Kamera auf zwei Flaschen, "die die Chinesen neugierig machen sollen". Ausgerechnet ein weißes Examplar der süßlastigen Billigexportlinie Black Tower vom Massenerzeuger Reh Kendermann. Und dann noch ein Roter in Kitschflasche namens Red Gate.
Erinnert mich an Geschichten von Kolonisatoren, die bei ihrer Ankunft den Einheimischen Glasperlen schenkten, um diese gnädig zu stimmen. 


04.11.2010

Der Jahrgang 2010...

...wird hinsichtlich seiner (Wein)qualitäten unterschiedlich beurteilt. Von "Arschjahr" ist die Rede, hier und hier gibts interessante Diskussionen, an denen sich auch Leute wie Roman Niewodniczanski (Weingut Van Volxem) und David Schildknecht (Parker Deutschland Experte) beteiligen. Auch hier bei Dirk Würtz.
Es wird wohl ein Jahr der guten Winzer werden. Und es gibt ja bekanntlich mehr schlechte Winzer als schlechte Jahrgänge...
Hier eine Meldung von Thomas Kierdorf / Vino Grande Essen über die Ernte 2010 bei Winzern an Mosel und Nahe.

"Liebe Weinfreunde,

es geistern ja ziemlich viele Horrormeldungen über den Jahrgang 2010 durchs Netz. Da ist auch etwas Wahres dran.
Aber es gibt auch äußerst Positives. Familie Zilliken hat die mit Abstand höchsten Durchschnittsmostgewichte in der Geschichte des Weinguts gelesen. Vorgestern waren wir live bei der Traubenernte von Familie Dönnhoff in der Hermannshöhle dabei. Da wurde Spätlese Hermannshöhle und Beerenauslese geerntet. Das war sensationelles Lesegut.  
Und das Bemerkenswerteste: Tim Fröhlich hat in seiner absoluten Spitzenlage Bockenauer Felseneck noch keine Traube gelesen. Die hängen da kerngesund mit perfekten Säurewerten um 9,5 Gramm und schmecken traumhaft.
Die Bilder zu diesen Vorfällen können Sie in der Vinothek studieren.  
Wir geben für dieses Bild (entstanden am 02.11.2010) falls nötig eine Erklärung an Eides statt ab.  
Einziger Wermutstropfen: Die Menge, die geerntet werden wird, ist sehr, sehr, sehr klein.
Fällt Ihnen etwas auf? Wieder sind die absoluten Gewinner der schwer zu kalkulierenden Wetterkapriolen die nördlichen Gebiete. Und da können Sie sich auf tolle Weine unserer Winzer freuen.  
Viele Grüße, Thomas Kierdorf"

Am 02.11. noch kerngesunde Trauben am
Bockenauer Felseneck bei Tim Fröhlich an der Nahe.
Foto: Thomas Kierdorf





02.11.2010

Bordeaux contra Kalifornien...

Zweimal 120 €:  COS  D ´ ESTOURNEL gegen THE LION

... ist ein Dauerbrenner. Seit der vom Weinhändler Steven Spurrier im Jahre 1976 in Paris organisierten Probe, dem legendären "Judgement of Paris", bei der die Höchstnoten nicht wie erwartet an Bordeaux gingen, sondern an die Cabernets aus Kalifornien, sind solche Gegenüberstellungen beliebt. Manchmal sind die belastet durch ideologisch geprägte Glaubenskriege: Einerseits gibt es Überheblichkeit  der Amis gegen das "alte Europa", andererseits wird diesseits des Atlantik Stimmung gegen US - Weine  wegen übertriebener "Angeberaromatik" gemacht. Gerade aus Frankreich wird der Begriff "Terroir" wie die Trikolore auf der Barrikade gegen Amiweine in Stellung gebracht. Dabei sollte das "Großsystem Bordeaux" aber vorsichtig sein, die hunderttausend Flaschen, die auch berühmte Chateaus pro Jahrgang für teuer Geld in aller Welt absetzen sind mittlerweile auch Produkte des High-Tech und nobilitiert durch Parkers US-Weinpunkte. 
Eine Probe im Mövenpick Weinkeller in Dortmund war zum Glück von solchen Überlegungen unbeinträchtigt,  Christoph Schikora präsentierte alles in sachlicher Weise, nach einigen Präliminarien trafen in den letzten beiden Flights vier Granaten aufeinander.
  1. Chateau Quinault L ´Enclos 2005 Saint Emilion Grand Cru (46,80€) Für Bordeaux - Verhältnisse kleines Gut mit 15 ha. Sehr gefällige reichhaltige Nase, glänzend poliertes Edelholz, ein Schmeichler mit feiner Beerenfrucht, präsente aber seidige Gerbstoffe im Mund, schöne Länge.
  2. Newton Merlot unfiltered 2005 Napa Valley (48€) Im direkten Vergleich mehr Süße, eine weiche Fruchtwoge voll Wein im Mund. Ein typischer Vertreter, auch im Alkoholgehalt (15,5%). Gut, erreicht aber nicht die Lustschwelle des Franzosen vom rechten Ufer.
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  1. Cos d ´Estournel 2. Cru Classé Saint Estephe 2006 (128€) Großes Kino, großer Wein. Hält sich in keiner Hinsicht zurück, qualmt mit Lakritze, Süßholz und reifen Beeren geradezu aus dem Glas - das Ausufernde behält aber durch reichlich Zwischentöne auch Feinheit und Finesse. 
  2. The Lion 2006 Hess Vinery Napa Valley (120€) Hochkonzentrierter Spitzencabernet, Riesenflasche, dicke Siegellackkapsel, der Löwe kommt mächtig daher, natürlich auch aromatisch. Ein Vollschmecker, der aber im direkten Glas zu Glas - Vergleich zum ja auch schon sehr intensiven Cos etwas eindimensionaler wirkt. Bringt mehr Schoko, Vanille und Kokosnoten, kam aber bei mir nicht auf die Überholspur.
Beide Flights also für mich pro Bordeaux, die beiden Franzosen waren schon so sexy, brachten Geschmeidigkeit und Kraft mit, daß es des Kalifornien - Turbos gar nicht mehr bedurfte. Der brachte zwar mehr Umdrehungen, die Kraft verpuffte aber irgendwo und ließ die beiden Napas nicht vorbeiziehen.

Bordeaux und Kalifornien, ganz einträchtig nebeneinander...